Christof Grüger • Freischaffender Künstler im architekturbezogenen Bereich

Kapelle des ökumenischen Instituts der Universität Heidelberg, Bleiglasgestaltung (1954),

Grabstele für Wolfgang Fortner auf dem Friedhof Heidelberg-Handschuhsheim

 

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Zu diesem Auftrag, die Verglasung der Kapelle des ökumenischen Instituts der Universität Heidelberg zu gestalten, kam Christof Grüger auf Umwegen: Der Entwurf eines Altarfensters für die Johanniskirche Magdeburg (die apokalyptischen Reiter, von einem Pfeilerstumpf zum anderen springend - eine Verglasung als Übergang zum zerstörten Teil) gelangte über Wolfgang Fortner, Dozent in Heidelberg am Kirchenmusikalischen Institut, zu
Prof. D. Dr. Edmund Schlink, Dekan der Universität Heidelberg, Theologe.
Daraufhin erfolgte der Auftrag zur Gestaltung der Kapellenfenster des ökomenischen Instituts.

Christof Grüger entwarf eine gewissermaßen doppelt „antiphonale “ Komposition: Ein Pfingstbild am Altar, Sinnbild für die „Spracherhellung“, und als Gegenbild zu Pfingsten auf der Raumrückseite den Turmbau zu Babel, Sinnbild für die „Sprachverwirrung“. Innerhalb des Pfingstbildes findet sich wiederum ein Dialog zwischen Altem und Neuem Testament.


Pfingsten

 

 

Pfingstfenster

Das Motiv Pfingsten als ein Moment der Völkerverständigung schien ihm passend für einen Raum, in dem Repräsentanten der unterschiedlichen Fakultäten und Studierende aus aller Herren Länder zusammenkommen und zudem Ökumene gelebt wird.

Das in neun Verglasungsfelder geteilte Pfingstfenster gliedert sich thematisch und bildnerisch in drei horizontal gelagerte Zonen: Über einem durch die Abbildung von Totenköpfen visualisierten Gräberfeld (Totenfeld, Hes.37) in der untersten Zone erheben sich die Lebenden in graphisch abstrakten Figuren (Auferstehende, Hes.37) und wenden sich mit erhobenen Armen dem Licht zu, das sich aus dem obersten Drittel des Fensters in breiten, gebogenen Bahnen ergießt (Ausschüttung des heiligen Geistes, Apostelg. 2). Vorrangige Farbtöne sind Schwarz, Graugrün und dunkle Rottöne. Der Anteil der weißen Flächen nimmt nach oben analog zum Licht der Erkenntnis zu.

 


Seite
 
 
Suedwand

 

Babel

 

Die Vierteilung durch ein Fensterkreuz wird in der szenischen Darstellung des Turmbaus zu Babel weitgehend unberücksichtigt gelassen. Das Fenster gliedert sich farblich in eine, mit orange getönten Strahlen durchsetzte, Sockelzone aus Strichmännchen in Blei, die „Menschenparteiung“, aus der sich in Blautönen und vertikalen Linien der Turm mit einigen Kranauslegern erhebt. Er verbindet die Sockelzone mit der Himmelszone in der oberen Fensterhälfte, deren horizontale Gliederung in Grün-Blau-Tönen (vorherrschend grün) von einigen weißen Wolkengebilden aufgelockert wird und die am obersten Rand nochmals mit Gelb-Rot-Tönen abschließt. Dem linkerhand angeordneten Turm schwebt im Himmel diagonal gegenüber das „zürnende Auge Gottes“
Durch diese Arbeit Christof Grügers ergab sich die Bekanntschaft mit weiteren Theologen, worauf sich weitere Aufträge im Süden der Bundesrepublik Deutschland anschlossen.

 

Grabmal

Christof Grüger war mit dem bedeutenden Komponisten Wolfgang Fortner (http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Fortner) eng befreundet. Nach dessen Tod 1987 schuf er für ihn das Grabmal auf dem Friedhof Heidelberg-Handschuhsheim. Bedingt durch die deutsche Teilung konnte er nicht am Begräbnis teilnehmen. Die Entwurfszeichnung schickte er per Post nach Heidelberg, wo das Werk ausgeführt wurde. Wolfgang Fortner war insbesondere als Komponist von Zwölftonmusik bekannt, und so symbolisieren die zwölf Edelstahlstäbe durch ihre Länge die Notenwerte einer Zwölftonreihe von Wolfgang Fortner (möglicherweise aus der „Bluthochzeit“). Auch die Regel der Zwölftonmusik, dass sich ein Ton erst dann wiederholen darf, wenn zuvor alle anderen der Reihe erklangen, wird dargestellt. Der erste und der zwölfte Stab sind gleich lang bzw. die Töne gleich.  

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